„Wir waren unserer acht Mann und eine Kiste Bier“! Was wie die Ouvertüre eines literarischen Bestsellers anmutet, stammt in Wahrheit aus dem Protokollbuch der Guggenmusik Eglichutzler Weggis und beschreibt die Szenerie im Hüttli des Nauen Max, am Abend des 8. Oktobers 1966, als die Idee einer Weggiser Guggenmusik geboren wurde, die sich unter dem Arbeitstitel „Tschimm-Bumm-Band“ daran machte, langfristig das Weggiser Fasnachtstreiben zu aktivieren. 50 Jahre später darf man konstatieren, dass auch sogenannte Bierideen durchaus langlebig sein können..

Daheim ist’s halt am schönsten

Aus der Tschimm-Bumm-Band wurde an der GV 1968 dann die Guggenmusik Eglichutzler, dies als Reminiszenz an das Weggiser Wappentier und schnell machte man sich landauf, landab einen Namen als gesellige Truppe und offenbar auch als gute Musikanten. Denn nach einem Fernsehauftritt am Umzug in Küssnacht waren die Rosendörfler Musikanten so begehrt, dass sechs von ihnen an der Fasnacht 1970 bei Luzerner Guggenmusigen aushelfen mussten. Die „musikalischen Söldner“ waren aber von den Luzerner Traditionen und Vereinen nicht sonderlich angetan und lobten die bessere Spielweise und Kameradschaft im Rigidorf.

Mier sind mier!

Viel lieber trieb man seinen Schabernack in den heimischen Gefilden. Die legendären Probeweekends im Bärenzingel, die Ausflüge auf die Wissifluh, welche schon mal im Brotchörbli-Nachtlager an der Vitznauer Schiffstation endeten. Der Chrutschlämpe- und Pfarreiball und natürlich der sommerliche Apachenball, das waren die Eckpfeiler des Egli-Vereinslebens. Man fand immer einen Grund zum Feiern. Ob Bierfest, Maturafeier oder Geburtstag. Als Seppi Muggli 1971 die Musik zum leckeren Fischessen einlud, wurde dieser spontan zum Ehrenfisch ernannt und ihm wurde ein Gutschein überreicht, mit dem er das Fischessen im kommenden Jahr wiederholen durfte. 1979 lud man dann zum ersten Egliball in der Turnhalle – die Deko dafür wurde von den Chrutschlämpe ausgeliehen.

Vom Ablass Handel mit Kochwein bis zum Leitbild

Natürlich war nicht immer alles „Friede-Freude-Eierkuchen“, und es gab auch mal Streitigkeiten. Im Laufe der Jahre haben sich immer wieder neue Formen von Schuld&Sühne ergeben. Beispielsweise war die Präsenz der Mitglieder gerade bei der Tagwacht nicht immer die beste, und es gab jeweils grössere Lücken zu vermelden. Zur Busse musste man dann die Kameraden mit Weisswein beschenken, was einige Schlaumeier dazu veranlasste, bei Denner den Kochwein zu 1.50 Fr pro Liter zu erstehen um ihre Absenz zu sühnen. Später hat es sich eingebürgert, dass ein Fehlbarer den Vorstand zu einem „Fleischplättli“ zu sich nach Hause einlud, um dort zu Kreuze zu kriechen und schliesslich wurde dann ein Egli-Leitbild erschaffen, nach dessen Grundsätzen man noch heute lebt.

Und ewig lockt das Weib

Das Thema weibliche Mitglieder (Ein Widerspruch in sich?) kam schon in der Gründerzeit des Öfteren aufs Tapet. Während 1971 auf nationaler Ebene das Frauenstimmrecht eingeführt wurde, blieben die Eglichutzler allerdings bis heute der Versuchung wehrhaft, Geschöpfe des anderen Geschlechts in ihren Reihen aufzunehmen. Nicht dass man der holden Weiblichkeit abgeneigt wäre, oh nein! Aber man hielt sich stets an den Grundgedanken, dass man ja auch kein Bier mit ans Oktoberfest nimmt und wir sind – dies kann man nach 50 Jahren wohl sagen, meist gut damit gefahren. Es gibt allerdings die Legende, dass schon Frauen, mit Egli-Grind kaschiert, die ganze Tagwache mitgemacht hätten. Naja – über die Tagwache liesse sich vielleicht noch diskutieren.

Fasnachtstourismus

Alljährlich zog es die Eglis hinaus in die grosse, weite Fasnachtswelt um zu schauen, ob auch ennet dem See und hinter den hohen Bergen irgendwo ein Fest gefeiert würde, an dem zu partizipieren es sich lohnt. Die ganze Schweiz wurde so kreuz und quer vermessen. Vor allem die Ausflüge an den berühmten Rabadan-Umzug in Bellinzona, die alte Fasnacht in Trübbach und die legendären Umzüge in der Bundeshauptstadt bleiben in bester Erinnerung. Hunderte von Anekdoten, die zu erzählen wohl mehr als tausend und eine Nacht dauerten, wurden dabei erlebt und dass davon nicht immer alles bis nach Weggis drang liegt am Ehrenkodex, der in etwa besagt: What happens in Hinterpfupfigen, stays in Hinterpfupfigen – oder so. Lustigerweise zog es die Eglis als Musik fast nie ins vollgestopfte Luzern, aber das erledigen ja die Aargauer.

„Do it yourself!“

Kein Grind soll genau wie der andere aussehen und auch auf die individuellen Kleider ist man stolz. Während es heutzutage leider schon Kapellen gibt, die ihr Material im Balkan und Fernost bestellen, ist das Credo „Sälbergmacht“ tief im kollektiven Bewusstsein der Eglichutzler eingebrannt. Seien es die Plaketten, die Umzugswagen oder auch die aufwändigen Balldekorationen: Irgendwo ist man halt auch ein „Bastelverein“ und die Fasnacht dauert nicht nur vom Schmudo bis zum Güdelziischtig. Einen grossen Verdienst daran hatten sicherlich die malenden „Schmid Brothers“ und der unverwüstliche Billy Schweizer, die während vielen Jahren das kreative Dreamteam bildeten.

Von alten Zöpfen

Musikalisch hat sich einiges verändert, seit den Zeiten, als die Jungs frisch-fröhlich im Nauenhüttli den „Fasnachtsmarsch“ und „Hau a de Chatz de Schwanz ab“ geprobt haben. Man kann es kaum glauben, aber das Streben nach Perfektion und ein gewisser Leistungsdruck macht auch vor der Fasnacht, also genau dort wo dieses Denken nicht hingehört, keinen Halt mehr. 70-köpfige Brassbands spielen Stücke die kein Mensch kennt in einer Perfektion, die manche Bürgermusik alt aussehen lässt. Die Eglis haben stets versucht eine gewisse Eigenheit zu erhalten, alte Märsche zu spielen und die alten Traditionen zu pflegen. Aber der „Wandel der Zeit“ macht auch vor uns nicht Halt und manchmal werden alte Zöpfe abgeschnitten, damit neue nachwachsen können.

50 Gründe um zu feiern!

Nun ist die Guggenmusik also älter als 99 Prozent ihrer Mitglieder – wohl kaum ein Gründer hätte dies jemals für möglich gehalten. Während fünf Jahrzehnten haben unzählige junge Einheimische viele glückliche Stunden im Kreise gleichgesinnter verbracht und Eglichutzler ist man nicht nur während seiner aktiven Zeit – sondern bleibt es zumindest im Herzen ein Leben lang. Ein solcher Geburtstag soll deshalb auch gebührend gefeiert werden und so wird die Fasnacht 2016 ein Jubeljahr für die Guggenmusik Eglichutzler Weggis. Seit fast 2 Jahren bereiten wir uns darauf vor, mit vielen Egli-Freunden auf eine halbes Jahrhundert kakophonischer Glückseligkeit anzustossen. In den kommenden Monaten bis zur „fünften Jahreszeit“ werden wir sie an dieser Stelle über die Vorbereitungen zum grossen Fest informieren.